Die Geschichte unserer Apotheke
Im 16. und 17. Jh. gab es im Komitat Eisenburg (Vas Megye) keine öffentliche Apotheke. In diesem Zeitraum unterhielten die Batthyanys in Rechnitz, Schlaining, Pinkafeld, Güssing, Neuhaus a.Kl. und in Körmend Schloßapotheken. Da die Batthyanys auch am Hofe zu Wien hohe Ämter bekleideten, waren sie dort an die allerbeste sanitäre Betreuung gewöhnt und wollten diese auch zu Hause nicht entbehren. In jener Zeit waren noch wenige Ärzte am Werk. Die sanitäre Grundversorgung der breiten Volksmassen war die Aufgabe der Barbier- Chirurgen, Bader und Hebammen.
Im Rahmen einer aristokratischen Hofhaltung gab es auch Platz für den Hofarzt und den Hofapotheker. Aus den preisgegebenen Briefen und Inventaren des Batthyany-Archivs in Budapest geht hervor, dass u.a. in der Domäne um Rohonc zwischen 1593 und 1665 sogenanntes „Wasserbrennen“ betrieben wurde. Es war nichts anderes als die Herstellung heilender aromatischer Wässerchen durch Destillation. Das Wasserbrennerhaus befand sich vermutlich schon am gleichen Standplatz wie die heute bestehende Engel-Apotheke. (Anm. d. Verfassers) *
Die belegbare Geschichte der Apotheke beginnt mit der Sterbeeintragung für den Apotheker Suchwerth; wie er zu der Apotheke gekommen ist, ist noch unklar.
CHRONOLOGIE**
1759, 1. Mai
(kroatische Matriken von Rechnitz): begraben: „Apodekker Mathias Suchwerth, luth., 54 Jahre, gestorben in seinem Hauß.“
1759, 5. Nov.
Ignaz Krebs
1763
(Ungar. Landesarchiv, Sect. C, Lad. A, Fasc. 30)- am 14. Nov. schreibt der Komitatsphysicus Ludwig Ehrlinger an das Komitat, daß er 4 Apotheken visitiert habe: die Jesuitenapotheke in Güns, die Apotheke des Georg Gutten in Steinamanger, die Apotheke des Samuel Küttel in Güns und die Apotheke des Ignaz Krebs in Rechnitz. Die gebräuchlichen Mittel waren vorhanden, die einfachen und zusammengesetzten Mittel in Ordnung. Unterschrieben: Doctor der Philosophie und der Medicin Ludwig Ehrlinger.
1786
(nach Halmai und ungar. Apotheker – Taschenkalender): Gründung der Apotheke: die Konzession bekam Stefan Kapitany und nach dessen Tod ging sie durch Kauf in den Besitz der Küttel´schen Apotheke zu Köszeg (Güns) über und verblieb so bis 1848. Nachher bekam die Konzession die Grundbesitzerfamilie Förster; von 1873 an ist Géza Simon Inhaber. Es könnte sein, daß zwischen 1769 und 1786 eine gewisse Zeit lang keine Apotheke in Rechnitz bestanden hat.
1787
(Acta Sanitatis, 14398, Z. 1256, Fasc. 17), (Komitatsarchiv Steinamanger) „Bericht von der eben den 23. Jänner 1787 geschehenen Vißitation der Filial Apotheke zu Rechnitz beym Güldenen Löwen genannt.“ Emerich Szalay schreibt, dass er in Gegenwart des Stuhlrichters Csontos die Apotheke, die in der Herrengasse liegt, unvermutet besucht habe. Der Eigentümer derselben, Herr Wintpaßinger, Apotheker zu Güns, hat sie allda als eine Filialapotheke errichtet und mit einem Subjekt, Johann Kastner versehen, welcher im Jahre 1766. den 29. May examiniert wurde.
1805 - 1900
Von 1805 bis 1900 ging die Apotheke durch viele Hände und wechselte in dieser Zeit schließlich auch an ihren heutigen Standort am Hauptplatz 2. Ebenso in dieser Zeit wird auch der heutige Name der Apotheke („Engel Apotheke“) erwähnt.
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1805, 1808
Mathias Mally, Apothecarius
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bis 1833
Inhaber Alois Stabernau
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1833
Übertrag der Apotheke von Alois Stabernau auf Ferdinand Tschürtz
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ab 1842
Inhaber Emanuel Skupmann
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1842
Übertragung von Ferdinand Tschürtz auf Anton Kicher
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1862
Inhaber A. Kikker
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1869, 16. Juni
Herr Mag. pharm. Géza v. Simon hat die Apotheke des Herrn Kicker zu Rechnitz in Ungarn käuflich an sich gebracht
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1870, 8. Jän.
Kauf der Realapotheke des Anton Kicher durch Mr. Géza Simon (Tochter Gisella)
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1876, 19. Dez.
Standort der Apotheke: am Hauptplatz No. 2; Blick in Richtung SW; das Schild: „zum Engel“; Inhaber der Apothekermeister Géza Simon
1943 - 1995
1943, 21. Jän.
“habe ich von Frau Gisela v. Incze, Apothekerwitwe in Rechnitz käuflich erworben“: Mag. pharm. Dr. Josef Bodner. Nachsatz (Bodner): Das Apothekerhaus wurde seinerzeit mit dem Batthyányschen Schloß von gefangenen Türken als Verwaltergebäude gebaut. Kauf der Apotheke durch Mr. & Dr. Josef Bodner (Kaufvertrag).
1943, 8. April (GehK):
Konzessionserteilung an Dr. Bodner, verh. mit Johanna (Landrat des Kreises Oberwart, Zl. 3 – Bo – 1 – 43).
1959, 1. Juli (GehK):
Pächterin Mra & Dr. Martha Vrba (Korr.).
1964, 30. Juli (GehK):
Pächterin an 1. Juli 1964 Mra. Margarita Pieringer (bis 30. Juni 1968) (Bez. hptmannsch. Oberwart, Zl. 6. 648/ 9 – 964).
1971:
Pächter: Mag. pharm. Helmuth Reiss
1983, 1.Juli:
Pächterin Mag. Edith Herbst
1995, 1.Jänner:
Gründung einer Kommanditgesellschaft (Komplementär: Mag. Edith Herbst, Kommanditist: Eleonore Kollowein, Tochter v. MR Dr. Bodner) Zwischenzeitlich wird die Apotheke in Form einer offenen Gesellschaft betrieben.
2009 bis dato
2009, 1.Jänner: Kauf der Liegenschaft und von Apothekenanteilen und damit Konzessionsübertragung auf Mag. pharm. René Fikisz
Seit 2009: Weiterführung in Form einer Kommanditgesellschaft (Komplementär: Mag. René Fikisz, Kommanditist: Eleonore Kollowein)
2009, April – 2010, Jänner: Umbau und Totalrenovierung der Apotheke (in dieser Zeit: Übersiedlung der Apotheke in Ausweichlokal Hauptplatz 9)
2010, 25.Jänner: Wiedereröffnung der renovierten Apotheke am alten Standplatz, Hauptplatz 2
2018, 1.Dezember: Weiterführung als Einzelunternehmen.
Unsere Apotheke heute
Bis dato – uneingeschränkter Betrieb zum Wohle und im Dienste unserer Kunden!
Quellen:
*Dank für diese Quelle der frühesten apothekerlichen Geschichte in Rechnitz ergeht an: HS-Dir. i.R. SR Johann Balogh (veröffentlicht im Rechnitz-Magazin, 3. Jahrgang, Ausgabe 2, Juli 1997, Seite 9)
** Materialien zur Geschichte der Apotheken und Apotheker im Burgenland, Heft 68, Kurt Ryslavy